Willkommen im Residenzort Rastede

Palaisgarten Rastede

Das Palais Rastede liegt eingebettet in einer kleinen Parkanlage (ca. 5 ha) im Stil des englischen Landschaftsgartens gegenüber dem Schloss Rastede, der einstigen Sommerresidenz der (Groß-) Herzöge von Oldenburg. 1822 wurde das Haus für den Erbprinzen Paul Friedrich August (1783-1853) erworben und war ein besonders von Großherzog Nikolaus Friedrich Peter (1827-1900) sehr geschätzter, fast privater Wohnort, der noch einmal in den Jahren 1882/83 einer zweiten umfangreichen Baumaßnahme unterzogen wurde.

Von der Gemeinde Rastede zunächst angepachtet wurde das denkmalgeschützte Ensemble in den 1980er Jahren aufwändig restauriert und ist heute ein lebendiger Ort mit kulturellen Veranstaltungen, die seit 1999 der Kunst- und Kulturkreis verantwortlich durchführt. Das gesamte Palaisensemble (mit Remise und kleinem Marstall sowie den Bedientenhäusern) hat die Gemeinde Rastede 2018 vom Haus Oldenburg erworben und wird als kulturhistorisches Zentrum in den nächsten Jahren entwickelt.

Die (Groß-) Herzöge von Oldenburg widmeten sich mit Lust, Leidenschaft und großem Sachverstand der Gartenkunst und entwickelten so in ihren Residenzen Anlagen von hohem Rang (Rasteder Schlosspark, Schlosspark Eutin, Schlossgarten Jever, Schlossgarten Oldenburg). Von diesem gartenkünstlerischen Gestaltungswillen ist auch die Entwicklung des Palaisgartens geprägt. Nach und nach wurde die ursprünglich noch sehr schmale Anlage, die sich kaum breiter als das Gebäude nach Westen zur damaligen Feldbreite erstreckte, durch den sukzessiven Ankauf umliegender Anwesen auf ca. 5,7 ha erweitert und nachfolgend zu einem harmonischen kleinen Park im englischen Landschaftsstil zusammengefügt.

Der Palaisgarten heute

Bis 1982 verwilderte die Anlage zusehends. Damals entschloss sich die Gemeinde Rastede dazu, das Palais und den umliegenden Garten vom Haus Oldenburg zu pachten, das denkmalgeschützte Ensemble aufwändig zu restaurieren und zu einem lebendigen Ort mit kulturellen Veranstaltungen zu entwickeln. In dieselbe Zeit fällt der Bau des Rasteder Hallenbads, das am nördlichen Rand der idyllischen Parkanlage liegt.
2018 hat die Gemeinde Rastede den nächsten Schritt vollzogen und das Palais-Ensemble (mit Remise und kleinem Marstall sowie den Bedientenhäusern) erworben. Künftig soll es sich auf Grundlage nachhaltiger Konzepte weiter zum kulturhistorischen Zentrum der Kommune entwickeln.

D


ank kunstreicher Wegeführung und einer sorgfältig komponierten Abfolge von Baum- und Gehölzgruppen, großzügigen Rasenflächen und kleinen Gewässern stellte sich der Palaisgarten als ein abwechslungsreiches, scheinbar weiträumiges Landschaftsbild dar. Verstärkt wird dieser Eindruck durch geschickt angelegte Sichtachsen, wobei die Hauptachse zwischen Palais und Schloss verläuft.

Eine zweite wichtige Sichtachse setzt das Palais über das Rondell hinweg mit den beiden im Westen der Anlage liegenden „Bedientenhäusern“ in Beziehung. Im Süden wurde der Garten ursprünglich durch die 1868 eingerichtete Schlossgärtnerei abgeschlossen.

 

Der Palaisgarten besitzt auch heute noch einen großen und vielfältigen Bestand an Originalbäumen und Gehölzen aus dem 19. Jahrhundert. Im Jahr 2012 umfasste der Baumbestand noch über 800 Exemplare mit einem Stammdurchmesser größer als 30 cm. Zurzeit wird eine neue komplette Bestandsaufnahme der Einzelgehölze und Baumgruppen differenziert erarbeitet. Neben einheimischen Baumarten wie der Eiche, Linde, dem Ahorn und er Buche finden sich exotische eingeführte Arten wie z.B. der Riesenslebensbaum, Tulpenbaum und die Robinie. Sie wirken heute als mächtige Solitäre oder wurden – dem englischen Landschaftsstil entsprechend – vorwiegend am Rand der Rasenflächen in sogenannten Gruppen (Clumbs) gepflanzt.

Die drei großen Rasenflächen werden von Strauchgruppen begrenzt, bei denen immergrüne Arten wie Rhododendren und Japanische Lavendelheide dominieren. Ein Spaziergang auf den geschlängelten Wegen führt an lichten Partien vorbei, über den kleinen Bachlauf hin zum stellenweise dichten Bestand an Ilex und zu den Nadelgehölzen des kleinen, dunkel wirkenden Wäldchens im Süden des Gartens. Trotz der bescheidenen Fläche ergeben sich immer wieder neue Ausblicke auf Schloss und Palais sowie die Besonderheiten des Gartens, die sich im Jahreszeitenwechsel verändern.

Lageplan Palaisgarten

Im Plan von Hoeren eingezeichnete Einzelobjekte:

  1. Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata)
  2. Sumpfzypresse (Taxodium distichum)
  3. Eibe (Taxus baccata)
  4. Sicheltanne (Chryptomeria japonica)
  5. Ilex, Hülse oder Stechpalme (Ilex aquifolium)
  6. Stieleiche (Quercus robur)
  7. Pyramideneiche (Quercus robur var. Fastigiata)
  8. Federbuche/schlitzblättrige Buche (Fagus sylvatica Atropunicea)
  9. Blutbuche (Fagus sylvatica Atropunicea)
  10. Platane (Platanus acerifolia)
  11. Scheinakazie (Rbonia pseudoacacia)
  12. Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera)
  13. Winterlinde (Tilia cordata)
  14. Esche (Fraxinus Excelsior)
  15. Rotbuche (Fagus sylvatica)

Planerstellung: Dipl.-Ing. von Hoeren und Hantke, Grün- und Landschaftsplanung

Lageplan Palaisgarten

Impressionen

Bilder: Wilhelm Meyer, Ralf Kobbe, Rudolf Brinkhaus

Zeittafel

Nach 1776 Reisemarschall Graf Hans Detlef von Schmettau erwirbt das Grundstück
1777 Erbprinz Peter Friedrich Ludwig kauft das Landhaus und zieht
1781 nach Rastede, baut das klassizistische Schloß Rastede. Carl Ferdinand Bosse beginnt die Anlage des englischen Landschaftsgartens
1785 Großherzog Peter Friedrich Ludwig wird Regent
1788 Reisemarschall Graf von Schmettau äußert seinen Wunsch, ein Landhaus zu erbauen
1794 Carl Ferdinand Bosse in Rastede verstorben
1794 Christian Ludwig Bosse kommt nach Rastede, Gutsbesitzer Friedrich Burchard Büsing erwirbt Schmettaus Landhaus
1816 Friedrich Grote wird Gärtner in Rastede
02.04.1822 Herzog Peter Friedrich Ludwig erwirbt das Landhaus von Gutsbesitzer Friedrich Burchard Büsing
Vor 1822 Mentz zeichnet einen Gartenplan und vom Palaisgarten
Nach 1822 Erster Umbau zum Erbprinzenpalais
1829 Großherzog Paul Friedrich August übernimmt die Regierung
1830 H. Strack zeichnet den Palaisgrundriss mit nördlichem Flügel
1832 Christian Ludwig Bosse gestorben
1834 H. Strack zeichnet den Palaisgrundriss mit südlichem Flügel
1835 Hofgärtner Grote kehrt nach 28 Wochen Arbeit im Garten zu Jever nach Rastede zurück
1836 Eingang zum Palaisgarten, gezeichnet von Haller 1836
1841 Vom Gastwirt Koopmann werden vier Scheffel Saat zur Arrondierung des Erbprinzengartens angekauft
Dez. 1841 Kunstgärtner Georg Gerhard Frerichs wird Gärtner in Rastede
März 1842 Zeichnung einer Pergola (Laube) am ehemaligen Hofdamenhaus
Mai 1842 Hofgärtner Grote verlässt seinen Dienst
Jan. 1842 Gärtner Frerichs wird zum Hofgärtner ernannt
01.07.1849 Cassebohm wird Gärtner in Rastede
1853 Großherzog Nicolaus Friedrich Peter wird Regent
1854 Hofgärtner Frerichs gestorben
01.01.1855 Gärtner Cassebohm wird Hofgärtner in Rastede
März 1858 H. Strack zeichnet einen Wegeplan zum Palaisgarten
01.05.1858 Erweiterung des Palaisgartens durch den Erwerb des Grundstücks Steinfeld
Nach 1855 Erwerb des Grundstücks Willer
1862 Zwei (kolorierte) Pläne gezeichnet von Georg Lehmann
1862 Begradigung Feldbreite und Schloßstrasse
18.12.1862 Kostenanschlag zur Ausführung des Nordteils des Palaisgartens
1863 Wege, Bäume und Sträucher auf dem ehemaligen Willerschen Grundstück in einem ergänzenden Kostenanschlag aufgeführt
1865 Hofgärtner Cassebohm fährt ins Ausland
1867 Anlage des Küchengartens südlich des Palais
1867 Hofgärtner Cassebohm fährt zur Pariser Weltausstellung
März 1868 Carl-Heinrich Geiler verkauft sein Wohnhaus und dreieinhalb Scheffel Saat an Großherzog Nicolaus Friedrich Peter (ca. 6000 Taler Gold). Einen weiteren Teil (eine Quadratrute) zur Begradigung der Grundstücksgrenze (ca. 1000 Taler Gold)
1869 Brücken im ehemaligen Kucksgarten
1870 Hofgärtner Cassebohm zum Garteninspektor ernannt
1872 Rasenflächenerneuerung im Palaisgarten
1872 Cassebohm zeichnet Plan der herzoglichen Anlagen in Rastede
1873 Hofgärtner Cassebohm fährt nach Wien zur Gartenbauausstellung
Aug. 1875 Hofgärtner Cassebohm fährt nach Kopenhagen zur Gartenbauausstellung
30.08.1876 Hofgärtner Cassebohm fährt nach Brüssel zur Jubiläumsgartenbauausstellung (100 Jahre)
13.09.1876 Hofgärtner Cassebohm fährt nach Erfurt zur Gartenbauausstellung
17.04.1877 Hofgärtner Cassebohm fährt nach Amsterdam zur Blumenausstellung
1882/83 Zweiter Umbau des ehemaligen Landhauses von Schmettau im Stil des Historismus (Hofmeister Schnittger, zweistöckig)
1883 Abbruch des Geilerschen Gasthauses und des ehemaligen Steinfeldschen Hauses
1883 Anlage des Canna-Beetes vor dem östlichen Mittelteil des Palais und befohlene Anpflanzung von Wein an den Flügeln der Ostseite
04.06.1887 Garteninspektor Cassebohm verstorben
Juli 1887 Verbesserungen im Palaisgarten durch C. Widmaier ausgeführt (Gartengehilfe von Cassebohm)
15.10.1887 Habekost wird Hofgärtner in Rastede
1890 Hofgärtner Habekost fährt zur Gartenbauausstellung nach Berlin
1895 Foto der Gartenseite des Palais mit immergrüner Bepflanzung der Ostseite
1900 Großherzog Friedrich August wird Regent
Nov. 1902 Palaisgarten an der Schloßstrasse mit 138 Metern Eisenzaun ersetzt
15.04.1904 Haidzaun an der Schloßstrasse durch Maschendrahtzaun ersetzt
Nov. 1904 Hofgärtner Habekost wird Garteninspektor
1906 Führende Mitglieder der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft besuchen den Palaisgarten
03/04 1908 Errichtung einer Eisenkonstruktion für eine Laube nebst Pflanzung von Schlinggewächsen südlich des Teiches an der Schloßstrasse
Um 1909 Kleiner Stall am Palais mit 10 verschiedenen Schillingpflanzen begrünt
Um 1909 Die beiden abgängigen Bäume am Tor der Schloßstrasse durch zwei große Linden ersetzt
1909 Drahtbespannung des Plaisgebäudes zwecks Anpflanzung von Efeu
1910 Hinweis auf die notwendige Pflege der Brücken
01.04.1914 Garteninspektor Habekost wird Hof-Garteninspektor
16.03.1919 Hof-Garteninspektor Habekost gestorben
1931 Erbgroßherzog Friedrich August verstirbt
1945 und danach Unterbringung von Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten, dazu gehörte die Belegschaft eines Waisenhauses aus Pommern; zeitweilig auch Einquartierung von kanadischen Soldaten in Schloss und Palais; später Vermietungen von Palais und Bedientenhäusern
1971 pachtete die Gemeinde Rastede vom herzoglichen Haus Oldenburg das Palais
1974 folgte die Anpachtung von zunächst 100 ha des Schloßparks und schließlich
1981 einen größeren Teil des Palaisgartens, um darin ein Hallenbad zu bauen
1982 Beginn von sog. Rekonstruktionsarbeiten des Palaisgartens
1984 folgte die Anpachtung des gesamten Palaisgartens und der sog. 1. Bauabschnitt der Palaissanierung
1985 2. Bauabschnitt der Palaissanierung
1987 Nutzung des Palaisgebäudes für Kunstausstellungen und weitere kulturelle Veranstaltungen (mit Ausnahme der vermieteten Bedientenhäuser); im Obergeschoss ist das Archiv und die Sammlung des Archäologen und ersten Archivleiters, Dr. Dieter Zoller untergebracht
Seit 1999 hat die Gemeinde Rastede das Palaisensemble dem KKR übertragen; das Gemeindearchiv ist mittlerweile im Nebengebäude untergebracht
Jan. 2018 kauft die Gemeinde vom Haus Oldenburg das gesamte Palaisensemble (Haupt- und Nebengebäude, Remise und kl. Marstall, Bedientenhäuser und den umgebenden Palaisgarten)

Quelle: Olaf Bellstedt, Herzogliches Palais Rastede Rasteder Hefte. Materialien zur Sozialforschung und Bauforschung 3), Rastede 1985, S. 44ff.

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